Finanzplan im Businessplan: drei häufige Fehler und wie man sie vermeidet

06.06.2025

Die Finanzplanung ist mitentscheidend, ob eine Geschäftsidee Wirklichkeit wird – und ob Investor:innen Vertrauen fassen. Trotzdem wird sie im Businessplan oft stiefmütterlich behandelt. Wir zeigen, welche Fehler Sie vermeiden sollten und welche Planrechnungen in jeden Businessplan gehören.

In Kürze

  • Die Finanzzahlen im Businessplan sind mehr als nur ein Pflichtteil – sie können über Go oder No-Go entscheiden.
  • Drei gängige Fehler bei der Finanzplanung sind der mangelnde strategische Fit, unrealistische Zahlen und ein ungenügendes Augenmerk auf die Liquidität.
  • Wie man es besser macht, erklären uns zwei ausgewiesene Gründungsexperten. 

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Für Startups und Gründer:innen ist die Erarbeitung der Finanzplanung eine der grössten Herausforderungen beim Schreiben des Businessplans. Oft werden diese hinausgeschoben, obwohl sie für den Entscheid von Investor:innen, oder zum grundsätzlichen Entscheid, das Projekt zu starten, eine ganz besondere Bedeutung haben. Dr. Pius Küng und Simon May vom IFJ Institut für Jungunternehmen zeigen in diesem Gastbeitrag auf, welche Fehler dabei häufig vorkommen, wie diese zu vermeiden sind und welche Planrechnungen für den Finanzplan von Gründer:innen überhaupt erstellt werden sollten.

Finanzen im Businessplan: 3 häufige Fehler

  • Im Finanzplan werden die finanziellen Kennzahlen isoliert betrachtet, ohne sie in den strategischen Gesamtkontext einzuordnen und sie darauf abzustimmen.

    So machen Sie es besser: Leiten Sie alle finanziellen Annahmen logisch aus der Strategie ab. Achten Sie insbesondere auf die Vernetzung zwischen den verschiedenen finanziellen Aspekten und leiten Sie bei Bedarf eine neue Überarbeitungsrunde im Businessplan und bei den Planrechnungen ein. Nehmen Sie sich ausreichend Zeit beim Erstellen Ihres Businessplans und den finanziellen Aspekten im Finanzplan. Der Weg dorthin ist genauso wertvoll wie das fertige Dokument, denn er ermöglicht eine intensive Auseinandersetzung mit Ihrer Geschäftsidee.

  • Es wird mit unrealistisch optimistischen Zahlen gerechnet – etwa mit zu hohen Verkaufspreisen oder zu tief geschätzten variablen Kosten, Verkaufspreisen, Verkaufs- und Marketingkosten sowie Personalkosten. Dies kann zu gravierenden Fehlentscheidungen führen.

    So machen Sie es besser: Rechnen Sie in Ihrer Finanzplanung mit realistischen Werten. Eine realistische Finanzplanung basiert auf nachvollziehbaren Annahmen und gut recherchierten Werten. Durch die Entwicklung mehrerer Szenarien (Best Case, Realistic Case, Worst Case) lassen sich Chancen und Risiken besser einschätzen. Zusätzlich erhöhen der Abgleich mit Branchenbenchmarks, das Einholen von Expertenfeedback und die Berücksichtigung von Pufferzonen die Stabilität der Planung und sorgen dafür, dass sie auch bei Abweichungen tragfähig bleibt.

    Besonders wichtig sind der erzielbare Verkaufspreis, die variablen Kosten und die Personalkosten. Berücksichtigen Sie dabei das gewählte Geschäftsmodell: Bei indirektem Vertrieb über Partner kann der Ertrag pro Einheit oft um 40 bis 50 Prozent sinken, während die Personalkosten tendenziell geringer ausfallen. Schätzen Sie auch Mischformen realistisch ein, wenn Sie z. B. über einen Onlineshop und/oder Key Accounts direkt verkaufen und kleinere Kund:innen über Partner:innen bedienen.

  • Ein weiterer häufiger Fehler beim Erarbeiten des Finanzplans für den Businessplan ist die unzureichende Berücksichtigung der liquiditätswirksamen Aspekte bei Wachstum. Während Umsatz- und Gewinnprognosen optimistisch ausfallen, wird oft vergessen, dass starkes Wachstum auch zu hohen finanziellen Verpflichtungen führt – etwa durch steigende Debitorenbestände, wachsende Vorräte oder notwendige Investitionen. Ohne gezielte Planung dieser Positionen kann selbst ein erfolgreiches Unternehmen schnell in eine Liquiditätskrise geraten.

    So machen Sie es besser: Achten Sie bereits beim Erstellen des Finanzplans im Businessplan darauf, wie sich das Wachstum auf Ihre Liquidität auswirkt. Planen Sie den Finanzbedarf für Debitoren, Vorräte und Investitionen realistisch ein und berücksichtigen Sie dabei auch lange Zahlungsfristen von bis zu 90 Tagen. Diese «Wartezeiten» müssen gezielt finanziert werden. Nur so stellen Sie sicher, dass Ihr Unternehmen auch bei starkem Wachstum zahlungsfähig bleibt.

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Planrechnungen für den Businessplan

Folgende finanziellen Elemente bzw. die wichtigsten Aspekte daraus gehören in eine professionelle Finanzplanung im Businessplan:

In der Planerfolgsrechnung werden die liquiditätswirksamen und nicht liquiditätswirksamen Kosten integriert. Die wichtigsten Faktoren einer Erfolgsrechnung sind:

  • Umsatz (Menge x Preis)
  • Variable Kosten (Menge x Preis)
  • Personalkosten inkl. Sozial- und Personenversicherungsbeiträge
  • Marketingkosten
  • Infrastrukturkosten
  • Abschreibungen (ca. 5 Prozent des Umsatzes bei produzierenden Unternehmen)

Mit diesen Elementen sind oft 80 Prozent einer Planerfolgsrechnung abgedeckt.

Gut zu wissen: Nur in der Schweiz kennt man den Ausdruck Erfolgsrechnung, in allen anderen Ländern spricht man von der Gewinn- und Verlustrechnung (Profit and Loss Statement).

Ein wichtiger Erfolgsfaktor für Startups ist die langfristige Liquiditätsplanung und die Berechnung des Kapitalbedarfs anhand des Plan-Cash Flow Statements. Dieses gibt Auskunft über die mittelfristige Liquidität und den Kapitalbedarf in den nächsten Jahren und ist die Voraussetzung, um den Investor:innen darzulegen, wie viel Geld in den kommenden Jahren benötigt wird. Üblicherweise ist die Berechnung, die auf Jahresbasis erfolgt, mit einer gewissen Ungenauigkeit verbunden. Bei grossen Abweichungen zwischen den operativen Ergebnissen und den Investitionen ist zusätzlich eine detaillierte, jährliche Liquiditätsplanung unumgänglich.

Gut zu wissen: Cash Flow Statement vs. Liquiditätsplanung – der Unterschied

  • Cash Flow Statement (Kapitalflussrechnung): Dieses wird im Businessplan als Prognose der Ein- und Auszahlungen über einen definierten Zeitraum aufgenommen. Es zeigt, wie sich der Zahlungsmittelbestand voraussichtlich entwickelt und bildet somit die Grundlage für die Finanzplanung. Die Cashflow-Projektion wird meist monatlich oder quartalsweise dargestellt und ermöglicht die rechtzeitige Erkennung potenzieller Liquiditätsengpässe.
  • Liquiditätsplanung: Aufbauend auf dem Cashflow-Statement wird eine Liquiditätsplanung integriert, die sicherstellt, dass das Unternehmen jederzeit zahlungsfähig bleibt. Sie wird ebenfalls im Finanzteil aufgenommen und zeigt geplante Massnahmen (z. B. Finanzreserven oder Kreditlinien) zur Überbrückung etwaiger Liquiditätsengpässe.

Auf Basis der Erfolgsrechnung und des Cash Flow Statements werden die Planbilanzen der kommenden Jahre erstellt. Die linke Seite der Bilanz zeigt, wo das Geld investiert ist (Aktiven: Umlauf- und Anlagevermögen), während die rechte Seite der Bilanz nachweist, wie die Aktiven finanziert werden (Passiven: Eigen- und Fremdkapital).

Die Bewertung eines Startups ist entscheidend, um Investor:innen gewinnen zu können. Es gibt zahlreiche Verfahren, um Unternehmen zu bewerten wie zum Beispiel die Discounted Cash Flow-, die Ertragswert-, die Substanzwert-, die Praktiker- oder die EBIT Multiple-Methode. Bestehende KMU können dabei auf der Basis der Vergangenheit bewertet werden. Doch wie ist dies bei Startups, bei denen es nur Prognosen für die Zukunft gibt, die naturgemäss mit grossen Unsicherheiten behaftet sind?

Tipps

  • Wahl der Bewertungsmethode: Startups sind oft verunsichert, da die Bewertungen mit den gleichen Planwerten je nach Methode ganz unterschiedliche Resultate aufweisen. Die Discounted Free Cash Flow-Methode kann eine gute Wahl sein, da diese oft auch von Investor:innen bevorzugt wird. Dieser Form der Bewertung liegen die vom Unternehmen generierten Zahlungsüberschüsse (Cashflow) in der Zukunft zugrunde.
  • Weitere Faktoren berücksichtigen: Beachten Sie auch, dass neben der finanziellen Bewertung weitere Faktoren berücksichtigt werden, wie zum Beispiel der Innovationscharakter Ihrer Geschäftsidee, das Wachstumspotenzial, die Marktposition oder die Konkurrenzsituation. Und allem voran ist für Investor:innen das Team der Gründer:innen von höchster Wichtigkeit. Arbeiten Sie diese Faktoren sorgfältig heraus, um die Investor:innen von Ihrem Businessplan zu überzeugen. 

Wie bilde ich die Planrechnungen im Businessplan ab?

Sinnvollerweise werden die Planwerte nur als Zusammenfassung in den Businessplan integriert, während die Details in den Anhang beigelegt werden. Im Businessplan stehen folgende Schlüsselwerte im Vordergrund:

  • Umsatzziele
  • EBIT-Ziele
  • Ziele operativer Cashflow
  • Ziele Free Cashflow nach Investitionen
  • Anzahl Mitarbeitende

Auf der Basis dieser Schlüsselfaktoren ist es für alle Beteiligten merklich einfacher, die Tragfähigkeit einer Geschäftsidee zu beurteilen. 

IFJ – die Anlaufstelle für Startups und Gründer:innen

Das IFJ unterstützt seit 1989 Menschen dabei, ihren Traum des eigenen Unternehmens zu verwirklichen. Mit einem breiten Angebot wie Onlinekursen oder dem Business-Tool hat sich das Unternehmen als führende Anlaufstelle in der Schweizer Startup-Szene etabliert. Zu den Dienstleistungen gehören ein Onlinegründungsservice, ein Businessplan-Tool sowie verschiedene Kurse. Seit 2009 haben PostFinance und das IFJ eine Partnerschaft.

Autoren

Pius Küng ist Gründer der Unternehmens- und Marketing-Beratungsfirma Dr. Pius Küng & Partner und des 1989 initiierten IFJ Institut für Jungunternehmen. Er verfügt über Jahrzehnte Erfahrung in der Beratung von Startups in den Bereichen Businessplanung, Strategie, Marketing und Key Account-Management.

Simon May ist Ökonom und Co-Geschäftsführer des IFJ Institut für Jungunternehmen. Er engagiert sich neben der Geschäftsführung des renommierten IFJ als Verwaltungsrat, Stiftungsrat und in Vorständen zur Förderung unternehmerischer sowie sportlicher und kultureller Projekte.

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